Ausbau des Erlanger Stromnetzes

Antrag der CSU-Stadtratsfraktion Erlangen

Grundlagen für den Zuwachs an Elektromobilität, Wärmepumpen und dezentraler Stromerzeugung schaffen

Den Antrag der CSU-Stadtratsfraktion finden Sie am Ende dieser Seite zum Download.

Die Erlanger Stadtwerke stehen vor großen Anforderungen. Nicht nur werden die Steigerung des Anteils CO2-freier Erzeugung von Wärme und Strom sowie die dafür erforderlichen Speichermöglichkeiten hohe Investitionen erfordern. Mit den steigenden Anforderungen an das Stromnetz ausgelöst durch Elektroautos, den forcierten Ausbau von Wärmepumpen und die zunehmende Anzahl vom Bedarf entkoppelter dezentraler regenerativer Erzeuger bedarf auch das Strom- und Verteilnetz eines massiven und kostenintensiven Ausbaus. Auch intelligentes Lastmanagement wird eine immer bedeutendere Rolle spielen.

Wenn man die Pläne der Bundesregierung zur Förderung der Elektroautos ernst nimmt, müssten heruntergerechnet auf unsere Stadt im Jahr 2030 rund 15.000 E-Autos zugelassen sein. Auch wenn das realistisch betrachtet höchstens mit Verzögerung eintreten dürfte, wird die Belastung für das Netz zweifellos steigen. Ähnlich verhält es sich im Bereich der Wärmepumpen. Auch wenn die aktuellen Ausbau-Ziele und Pflichten der Bundesregierung voraussichtlich noch abgeschwächt werden dürften, ist dennoch ein massiver Zubau und damit auch ein deutlich verändertes Lastprofil zu erwarten. Die dezentrale und noch dazu unregelmäßige Einspeisung von Strom aus Photovoltaikanlagen verstärkt diese Anforderungen noch, da Wärmebedarf und Photovoltaik-Strom fast gegenläufig gegeben sind.

Wir bitten hierzu um eine Einschätzung bzw. Beantwortung folgender Fragen:

  1. Wie kann unser Erlanger Stromnetz diese gewaltig steigenden Anforderungen bewältigen?
  2. Inwiefern müssen auch die Umspannwerke als Übernahmestellen vom vorgelagerten Netzbetreiber von den ESTW angepasst und erweitert werden?
  3. Welche Maßnahmen wurden bereits ergriffen?
  4. Welche Investitionen in Netzausbau, Smart Grids und intelligentes Lastmanagement werden in den nächsten Jahren notwendig werden?
  5. Sind diese Kosten allein durch die ESTW stemmbar?
  6. Sind weitere städtische Zuschüsse oder Förderungen aus Bund und Land notwendig?
  7. Gibt es eine spezielle Planung für die 1967 (Kosbach, Häusling und Steudach) und 1972 eingemeindeten Ortsteile (Dechsendorf, Eltersdorf, Frauenaurach (mit Neuses und Schallershof), Hüttendorf, Kriegenbrunn und Tennenlohe)?

 

Ratsinformationssystem - Sitzungsunterlagen

Hier finden Sie die Unterlagen dazu - Sitzung des Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschusses (UVPA) des Erlanger Stadtrats am 17. Oktober 2023.

Das Thema ‚Energiewende‘ und die grundsätzlich daran geknüpften Klimaschutzziele sind mittlerweile in allen Gesellschaftsbereichen angekommen. Im Rahmen der Transformation der gesamten Energieversorgung werden in den nächsten Jahren große Herausforderungen auch auf die innerstädtischen Stromverteilnetze, u.a. durch die zunehmende Elektrifizierung der Gebäudewärmeversorgung, dezentrale erneuerbare Energien-Einspeisungen (insbesondere Photovoltaik), Elektromobilität-Ladelösungen sowie die Integration dezentraler Stromspeicherlösungen, hinzukommen.

Die Erlanger Stadtwerke entwickeln seit Jahrzehnten das Erlanger Stromnetz entsprechend den stetig steigenden Anforderungen weiter: Entsprechend dem erkennbaren Bedarf wird langfristig geplant, um-, neu- und ausgebaut. Versorgungssicherheit und wirtschaftlicher Netzbetrieb und die Erfüllung der Kundenanforderungen sind und waren dabei die wesentliche Planungskriterien.

Die ESTW betreiben in Erlangen das Mittelspannungsnetz mit 20 kV, Stromkreislänge rund 400 km. Das Mittelspannungsnetz verteilt den Strom an regionale, ca. 440 ESTW-Ortsnetz-Transformatorenstationen oder direkt an größere Einrichtungen und Verbraucher, wie beispielsweise an größere Kundenanlagen oder Gewerbeobjekte.

Das Niederspannungsnetz 230/400 V der ESTW hat eine Stromkreislänge von rund 670 km.
Das Niederspannungsnetz dient der Feinverteilung. An das Niederspannungsnetz sind private Haushalte, Einrichtungen, Gewerbe und Verwaltungen angeschlossen.

(Stand: 2022)

 

Gern nehmen die ESTW zu den Fragen der CSU-Fraktion, wie folgt Stellung:

Zu 1: Wie kann unser Erlanger Stromnetz diese gewaltig steigenden Anforderungen bewältigen?

Mit dem Bestandsnetz können die Anforderungen voraussichtlich so nicht bewältigt werden. Hierfür ist zwingend ein weiterer Ausbau erforderlich.

Hierbei ist vor allem die Problematik der Integration von Wärmepumpen sowie die Installation von dezentralen Erzeugungseinheiten ausschlaggebender Faktor. Beide gehen einher, mit einer hohen elektrischen Leistung und einer hohen Gleichzeitigkeit. Da alle Netze (auch aller anderen Sparten) stets unter der Prämisse eines wirtschaftlichen, bedarfsgerechtem Ausbaus errichtet worden und die Betriebsmittel bereits Jahrzehnten im Einsatz sind, sind diese mittelfristig voraussichtlich nicht (mehr) ausreichend dimensioniert. Ein zukünftiger, auch ‚smarter‘ Netzbetrieb (hin zum Smart Grid) und die Digitalisierung können helfen, den Ausbau zeitlich zu verschieben, sie können diesen aber nicht vermeiden. Um die zukünftigen Anforderungen zu bewältigen, sind umfangreiche Netzausbauprojekte erforderlich, um neue Kabelstrecken, Trafostationen und Schalthäuser in Betrieb zu nehmen.

Teilweise wurden diese durch Leerohrverlegungen schon mitberücksichtigt, es müssen allerdings auch neue Möglichkeiten gesucht werden, um z.B. die Kabelverlegung auch in z.B. Fahrbahnen zu ermöglichen (was aktuell noch nicht möglich ist).

Auch bei der Suche von weiteren Standorten für Transformatorstationen ist die Unterstützung der Stadt Erlangen wichtig.

 

Zu 2: Inwiefern müssen auch die Umspannwerke als Übernahmestellen vom vorgelagerten Netzbetreiber von den ESTW angepasst und erweitert werden?

Bei den zukünftig zu erwartenden massiven Laststeigerungen müssen auch drei Erlanger Umspannwerke perspektivisch erweitert werden. Aktuell ist die Erweiterung eines der genannten Umspannwerke auch bereits beauftragt. Für den Erlanger Westen und Norden werden jedoch weitere Einspeisekapazitäten notwendig. Für die städtischen Planungen sind aber auch die dann möglichen Kapazitäten des vorgelagerten Netzbetreibers Bayernwerk ausschlaggebend. Hier muss mit einer Vorlaufzeit von 5-7 Jahren gerechnet werden. Für den Ausbau im Erlanger Norden sind zudem wiederum auch erforderliche Trassen für die 110-kV-Kabel im Stadtgebiet notwendig.

Bei der Netzgrundsatzplanung ist elementar zu berücksichtigen, wo die zukünftigen Quellen und Senken der Energieflüsse sein werden, d.h. wo werden zukünftig die Erzeugungseinheiten am Netz angeschlossen sein, die die Energie für die Verbraucher erzeugen. Sind dies in den Sommermonaten die gleichen Einheiten/Standorte wie in den Wintermonaten? Im konkreten Fall bedeutet das u.a., dass in die Überlegungen die lokale Erzeugung (z.B. KWK- und PV-Anlagen) stärker mit einbezogen werden muss. Eine abschließende Aussage kann daher nur unter gesamtsystemischer Betrachtung (inkl. Der Berücksichtigung des 110-kV-Netzes der Bayernwerk AG) getroffen werden. Hierzu ist die ESTW in weiteren Abstimmungsprozessen

 

Zu 3: Welche Maßnahmen wurden bereits ergriffen?

Aktuelle Maßnahmen sind der genannte Ausbau eines Umspannwerks, die Ausstattung eines weiteren Schalthauses für die Umrüstung zum dann Umspannwerk, die größere Dimensionierung von Transformatorstationen, die zukünftige Ausrüstung von Transformatoren mit Stufenschalter (zur dann rONT – Regelbare Ortsnetztrafostation), die höhere Dimensionierung von Niederspannungsnetzen in Neubaugebieten, die weitere Vorverlegung von Leerrohren, der Aufbau von Messeinrichtungen in den Verteilnetzen und die Auswertung von Lastveränderungen in Wohngebieten mit Solareinspeisung und Wärmepumpen.

 

Zu 4: Welche Investitionen in Netzausbau, Smart Grids und intelligentes Lastmanagement werden in den nächsten Jahren notwendig werden?

Abschließend ist die Frage aktuell nicht zu beantworten. Geht man von der Einschätzung vieler anderer Netzbetreiber aus, dass sich das Netz in seiner Dimension „verdoppeln“ müsste, dann würde dies einen dreistelligen Millionenbetrag-Bedarf ergeben. Neben der dann finanziellen Herausforderung, muss aber auch die überhaupt physische, technische Realisierbarkeit berücksichtigt werden. Es ist zu beachten, dass nicht nur Erlangen, sondern viele Städte gleichzeitig den gestiegenen Anforderungen gerecht werden müssen. Vorlieferanten, vorgelagerte Netzbetreiber, wie z.B. das Bayernwerk, oder auch andere Lieferanten von elektrischen und sonstigen Betriebsmitteln werden - unserer Einschätzung nach – der hohen Nachfrage in dieser kurzen Zeit wohl nicht nachkommen können.

 

Zu 5: Sind diese Kosten allein durch die ESTW stemmbar?

Unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen nicht. Um diese Aufgaben wirklich bewältigen zu können sind massive Förderungen und Entlastungen erforderlich.

 

Zu 6: Sind weitere städtische Zuschüsse oder Förderungen aus Bund und Land notwendig?

Siehe die Antwort zur vorhergehenden Frage 5.

 

Zu 7: Gibt es eine spezielle Planung für die 1967 (Kosbach, Häusling und Steudach) und 1972 eingemeindeten Ortsteile (Dechsendorf, Eltersdorf, Frauenaurach (mit Neuses und Schallershof), Hüttendorf, Kriegenbrunn und Tennenlohe)?

Jedes dieser Gebiete wird speziell analysiert und strategisch geplant. Eingangsdaten sind die aktuelle Situation und die aktuell bekannten(!) Entwicklungen in den Versorgungsbereichen. Wichtig ist die Vollständigkeit und Qualität der Informationen und die langfristigen Tendenzen (im Speziellen zur Entwicklung der Verbrauchs- und Erzeugungsstruktur). Dies gilt insbesondere für die Gebiete, die ein besonderes Potential für die Entwicklung von Wärmepumpen und dezentraler Einspeisung besitzen.

 

Ansprechpartner:

Christian Lehrmann
Fraktionsvorsitzender, Stadtrat, stv. CSU-Kreisvorsitzender, Bezirksvorsitzender Mittelfranken des AK Polizei, Kreisvorsitzender Kommunalpolitische Vereinigung (KPV)

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Dr. Kurt Höller, MBA
CSU-Kreisvorsitzender, stv. Kreisvorsitzender Mittelstands-Union (MU), Stadtrat

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CSU-Stadtratsfraktion Erlangen

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Alle Mitglieder der CSU-Stadtratsfraktion Erlangen (mit Kontaktdaten) finden Sie hier.

 

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